"Paradox"
Was bedeutet dieser Erotik-Begriff?

Ein Paradox, wissenschaftlich auch Paradoxon oder Paradoxie genannt, ist ein wirklich existierender oder auch konstruierter Widerspruch, der schwer oder gar nicht aufzulösen ist.

Als Paradox in der Erotik gelten beispielsweise:

Die Anweisung an die Tochter, als selbstständige Person zu handeln, aber keinesfalls Geschlechtsverkehr aufzunehmen.

Die gleichseitige Ablehnung von sexueller Gewalt und die Lust an Spielen mit der Gewalt.

Die Hassliebe zu Personen oder Methoden der Lust.

Die Forderung, vor der Ehe keusch zu sein und Gottes Gebot, fruchtbar zu sein.

Die meisten Paradoxa in der Erotik sind Konstruktionen

Die meisten dieser Widersprüche sind auflösbar, weil sie konstruiert wurden. Dies soll am Beispiel einer Aussage von Erich Fromm erläutert werden:

„In der Liebe ereignet sich das Paradoxon, das zwei Wesen eins werden und doch zwei bleiben“.

Dieses Paradoxon ist in Wahrheit ein Problem der Betrachtungsweise: Man kann es mit Hilfe der Kybernetik so auflösen, dass „ein Leben“ nur sehr theoretisch isoliert betrachtet werden kann, weil es immer auch „andere Leben“ gibt, die als soziale Kontakte darin eingreifen. Die Frage nach dem „einen Wesen“ war also falsch gestellt - von außen betrachtet seiht selbst der Laie mal „die Kollegin Frau M.“, mal „den Rechtsanwalt Herrn M.“ und mal „das Ehepaar M.“. Diese Außenbetrachtung kann auch als Innenbetrachtung uminterpretiert werden.

Echte Paradoxien in der Erotik nur, wenn Gefühle betroffen sind

Bei den meisten Paradoxa handelt es sich also um Konstruktionen, die absichtlich oder unwissend vorgelegt werden, um Menschen zu verwirren. Nur, wenn Gefühle betroffen sind, die sich absolut nicht auseinanderdividieren lassen, bleibt das Paradoxon unauflöslich – zum Beispiel bei der gleichzeitigen Furcht vor Körperstrafen und dem Verlangen danach.